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Pater Slavko Barbarić: Initiative zur Eröffnung eines Selig- und Heiligsprechungsverfahrens

Geben Sie Ihre Stimme für Pater Slavko

In den letzten Monaten haben wir uns viel mit P. Slavko Barbarić beschäftigt. Seine Geradlinigkeit, sein sich verzehren im Dienste am Nächsten, sein priesterliches Wirken sind uns Vorbild und Ermutigung.

Wir glauben, dass Er am Throne Gottes nicht ausruht, sondern gerne Fürsprache für uns hält. In unseren Herzen ist der Wunsch entstanden, dass Er auch offiziell in der Kirche als Fürsprecher angerufen werden darf. Es ist üblich, dass die Initiative für ein Prüfungsverfahren zur Selig- und Heiligsprechung vom Volk ausgeht. Diesen Weg möchten wir nun beginnen.

Zur Pedition

Und wir dachten, wir kennen ihn … Gedanken von P. Marinko Šakota, OFM

P. Marinko, OFM, der ehemalige Ortspfarrer von Medjugorje, stellt uns P. Slavko auf eine Weise vor, wie ihn vermutlich nur wenige von uns gekannt haben. Er erläutert viele Aspekte seines Lebens und Wesens, damit wir verstehen, dass er einer von uns – und doch so anders, als alle anderen – war.

Fünfundzwanzig Jahre sind vergangen, seit uns die Muttergottes verkündete: „Ich freue mich mit euch, und ich möchte euch sagen, dass euer Bruder Slavko in den Himmel geboren wurde und für euch Fürsprache hält.“ (25. November 2000)

P. Slavko ist im Himmel! Bedeutet das, dass die Muttergottes ihn bereits heiliggesprochen hat? 

Ich persönlich glaube das, aber warten wir das Urteil der Kirche ab. Das hindert uns jedoch nicht daran, etwas zu tun und dafür zu beten, dass die Kirche ihn heiligspricht. Die Muttergottes teilte uns nicht nur mit, dass P. Slavko im Himmel ist, sondern auch, was er im Himmel tut: „Er hält Fürsprache für uns.“ Wie auf Erden, so im Himmel. Was er auf Erden tat, setzt er im Himmel fort. Kurz gesagt: sein Leben für andere, als Mensch, als Franziskaner, als Priester und, wie die Muttergottes sagt, als unser Bruder.

P. Slavko war einfach und doch vielschichtig

Pater Slavko war einerseits ungewöhnlich einfach und andererseits besonders, komplex, vielschichtig und außergewöhnlich. Wie also lässt sich jemand wie er beschreiben? Ich wage einen Versuch in Aphorismen. Viele sagten: „Wir kennen Pater Slavko.“ Das war aber nur der erste Eindruck. Denn wenn ich anfange, ihn zu analysieren, ist die Tiefe unendlich. Es ist, als stünde ich über einem Abgrund. Mit seiner Integrität umfasste er den ganzen Menschen: den Kopf – denn er war ein Mann klaren und tiefen Denkens; das Herz – als Mann der Liebe und des Verständnisses; und die Hände – er war ein Mann der Tat.

Ich frage mich, ob es in unserer Region einen Menschen gab, der den Geist des Evangeliums so wörtlich gelebt hat wie er. Er war unser Zeitgenosse, aber als stammte er aus einer anderen Zeit. Uns so nah, dass er näher nicht hätte sein können, und gleichzeitig entzog er sich uns ständig. Unser, und doch jedermanns und niemandes. Geboren auf dem Land, aus Dragićina in der Herzegowina, und doch überstieg sein Geist all das, wie der Himmel die Erde überragt. Er trug die Last von Medjugorje und so vieler Schicksale und nahm gleichzeitig die Lasten von den Schultern und Seelen so vieler.

Jeden Morgen ging er zum Erscheinungsberg oder zum Kreuzberg, aber nie allein. Immer trug er jemanden in sich. Und wenn er von diesen beiden Bergen kam, kam er mit „Gepäck“ wieder herunter – mit einem Sack gesammelten Mülls. Er zeichnete sich durch Mäßigung und Harmonie aus und überschritt gleichzeitig alle Grenzen. Er ließ sich nicht begrenzen. Er betete, als wäre es das Natürlichste, was es geben kann, und doch so ungewöhnlich und tiefgründig wie kein anderer. Er arbeitete so hart und so viel und mit solcher Hingabe, wie nur wenige andere. Er hatte seine eigene Art zu beten und zu fasten, aber er hätte sie niemandem empfohlen, geschweige denn jemandem aufgezwungen.  Er hatte so viele Verpflichtungen und Termine, dass sein Tag vom frühen Morgen bis spät in die Nacht ausgefüllt war, und doch sah ihn nie jemand in Eile oder gestresst.

Er war für die Menschen da – doch nur solange er gebraucht wurde

Er war den Menschen gegenüber weder distanziert noch zu nah. Er schaffte es, dort zu sein, wo er sein musste, und so lange, wie es seiner bedurfte. Überall präsent, aber irgendwie fast unmerklich. Er liebte die Menschen und wollte es allen gut gehen lassen, aber er überredete oder zwang niemanden zu etwas, sondern ließ jedem die Freiheit. Er war voller Liebe, aber ohne übertriebene Sentimentalität. Sowohl sanft als auch, wenn nötig, rau. Ohne den geringsten Wunsch, irgendjemandem zu gefallen. Er war allen zu Diensten, unabhängig von Alter oder Stand. Er hing an niemandem, und jeder, der mit ihm sprach, hatte den Eindruck, er sei nur für ihn da. Er hatte seine eigene Meinung, drängte sie aber niemandem auf. Er diskutierte nicht über Geschmack und unterschiedliche Ansichten. Er war ernst, aber auch voller Humor, der nie hart, sondern elegant und sanft war, so, wie eine Mutter, die ihr Kind neckt. Er liebte Menschen mit Sinn für Humor. Er verstand es, ihnen zuzuhören, selbst wenn er mit Arbeit und Sorgen belastet war und man von ihm erwartet hätte, nur seinen eigenen Gedanken und Absichten zu folgen. Er begegnete jedem auf Augenhöhe. Er verschwendete nie unnötig Zeit. Er war bereit, jedem zuzuhören, aber auch zu unterbrechen und die Situation so zu lenken, dass der Betreffende von unwichtigen und unnötigen Geschichten zum Kern der Sache gelangen konnte. Ratsuchenden gab er nur Anweisungen, aber nie vorgefertigte Lösungen. Er ließ ihnen Raum, selbst zu denken und selbst zu einer Lösung zu kommen. Er lief nicht vor den Menschen davon, aber hat niemandem geschmeichelt.

Er lebte im Moment

Er war ganz in ein Ereignis vertieft, als hätte es davor nichts gegeben und als würde danach nichts anderes geschehen, und wenn es vorüber war, trat er in ein neues ein, als wäre das vorherige nicht gewesen. Er leitete Gebetsprogramme (Rosenkranz, Anbetung, Seminare ...), aber niemand hatte den Eindruck, dass er dabei im Vordergrund stand. Er war und blieb immer ein Schüler. Daher erkannten viele in ihm einen Lehrer. Er sprach und schrieb einfach, aber das ist das Schwierigste. Er wusste, dass eine einfache und anschauliche Sprache am geeignetsten war. Daher verwendete er klare und leicht verständliche Worte mit Bildern aus der Natur und aus der menschlichen Erfahrung, damit der heutige Mensch sie versteht und akzeptiert. Er verstand die Muttergottes, weil er wusste, wo der Schlüssel zu diesem Verständnis lag: in der Nähe zu ihrem Herzen. Er war bescheiden, aber nicht falsch – ganz natürlich. Wahrheitsgetreu bis ins kleinste Detail. Fröhlich, spirituell, aber nie süßlich, sondern mit beiden Beinen auf dem Boden. Diszipliniert und entspannt. Wenn er arbeitete, war er ganz bei seiner Arbeit. Wenn er betete, war er ganz im Gebet. Wenn er Menschen begegnete, war es, als wäre das das Einzige, was ihm wichtig war. Alles auf eine Weise, die zur Arbeit, dem Gebet und den Begegnungen passte. Und doch irgendwie alles auf die gleiche Weise.

Er arbeitete hart, um sich Wissen anzueignen, aber er hing nie starr daran. Er wusste in jedem Moment, was er wollte.  Er hatte Klarheit über das Leben und die Menschen, ohne dass jemand den Eindruck bekam, er wüsste es besser als andere. Er hatte seine eigenen Vorstellungen von Menschen, aber wenn jemand vor ihm stand, ließ er seine Vorstellungen hinter sich und öffnete sich ihm. Er hielt sich weder für klein noch für groß, sondern sah sich in der Rolle des Mitarbeiters Gottes und Unserer Lieben Frau. Er verband Theologie und Gebet auf hervorragende Weise. Ebenso Gebet und Handeln. Er drängte sich nicht auf, versteckte sich aber auch nicht.

Er war wie alle anderen Franziskaner – und doch ganz anders

Er war ein Franziskaner wie andere und doch so anders als alle anderen. Franziskaner und Priester zu sein bedeutete für ihn das Privileg, den Menschen zu dienen und für sie zu leben. Auf die Frage, ob er als Franziskaner glücklich sei, antwortete er, dass er nicht Franziskaner geworden sei, um glücklich zu sein. Er wusste, dass Glück nicht angestrebt wird, sondern dass es von selbst kommt – als Frucht des Dienstes am Leben, am Guten, am Frieden und an der Befreiung anderer. Er sagte: „Liebe einen Menschen, aber frei von den Erwartungen anderer.“ Er half, aber seine linke Hand wusste nicht, was seine rechte tat. Selbst während des Krieges wusste er, wie man Wege findet, damit die Medikamente den Notleidenden erreichen konnten, egal wer dieser war. Er dachte an andere und half ihnen, und er lehnte es ab, wenn andere ihn an die erste Stelle setzten – selbst an seinem Geburtstag. Er bemühte sich, andere weder zu loben noch zu kritisieren, sondern ermutigte sie stets, besser zu werden. Wenn er jemanden lobte oder kritisierte, wusste er, dies auf eine mütterliche Weise zu tun. Er sagte, man solle nicht hochmütig werden, wenn man gelobt werde, oder sich demütigen, wenn man kritisiert werde. In all dem sollte man auf die Wahrheit hören.

Er sprach mehrere Weltsprachen, erweckte aber nie den Eindruck, eine andere als seine eigene zu beherrschen. Er liebte sein kroatisches Volk, betonte dies aber nie. Alle Völker dachten, er gehöre ihnen. Er war Herzegowiner und gleichzeitig ein Weltbürger. In seinen Augen waren alle Menschen gleich, ohne auf die Nationalität oder Hautfarbe zu achten. Er wusste, wie man mit Erwachsenen, mit jungen Menschen und mit Kindern umgeht. Er mochte keine Formalitäten, besonders, wenn sie sich um Unwichtiges drehten oder unfruchtbar waren; aber alles, was er tat, selbst das Unbedeutendste, tat er mit großer Liebe und Würde. Wenn er zwischen dem Gesetz und der Barmherzigkeit stand, entschied er sich für die Barmherzigkeit. Wenn es schien, als gäbe es für jemanden keine Hoffnung mehr und er hätte ihn aufgegeben, sahen wir ihn morgens im Gespräch mit ihm. Er respektierte Autoritäten (kirchliche und politische), aber er beugte sich niemandem.

Bei ihm standen weder Autoritäten noch menschliche Erwägungen vor der Wahrheit. Er liebte die Kirche wie kaum ein anderer. Er war gehorsam, wusste aber, was hinter einer direkten Anweisung steckte. Darüber hinaus wusste er, was Gnade und Kairos sind – ein Moment, der nicht vergeudet werden kann und darf. Ungeachtet der Tatsache, dass manche – selbst in Machtpositionen – dies nicht verstanden. Er achtete nicht nur darauf, was die Menschen denken und sagen, sondern vor allem darauf, was die Muttergottes will. Er kannte die Menschen mit Leib und Seele und wusste daher, was sie brauchten.

Er hatte den Mut, große Projekte (Mladifest …) zu starten, weil er dies nicht aus eigenem Antrieb tat, sondern um die Botschaften der Muttergottes vom Papier in die Tat umzusetzen. Er lebte die Botschaften der Muttergottes buchstäblich – bis ins kleinste Detail. Er kämpfte nicht gegen den Zeitgeist, sondern bot jungen Menschen eine Alternative: wie die Gebetszeit in der Silvesternacht und das Jugendfestival usw.

Er richtete Menschen auf und blieb nicht bei einem Problem stehen

Er blieb nie dabei, die Gesellschaft, den Staat und die Politik für ihre Versäumnisse zu kritisieren, sondern setzte sich selbst dafür ein, die Verletzten aufzurichten und sie zur Heilung und Befreiung zu führen. Sein einziges Problem waren nicht Drogen oder Dealer, sondern, dass es nur wenige von der Sorte Schwester Elviras gab. Wenn andere nur mit den Schultern zuckten und sich fragten, warum jemand in eine Sackgasse geraten war, blieb er nicht ruhig. Während andere sich fragten, ob sie etwas tun sollten, wer etwas tun würde und warum, wusste er, dass alles von der Liebe abhing.

Während andere sich fragten, wo die Ursachen eines Problems, des Scheiterns des persönlichen oder familiären Lebens, von Streit und Kriegen lagen, wusste er, dass die Antwort im Mangel an Liebe lag. Und die Lösung natürlich in aktiver Liebe. Andere jammerten und redeten stundenlang darüber, was gerade alles falsch lief und wie es besser sein sollte – er hingegen nahm eine Tüte und sammelte den Müll.

Er hörte, dass alle zum besten Arzt, zum besten Anwalt oder zum besten Professor gehen wollten; aber er tat etwas für die künftigen Ärzte, indem er einen Fond gründete, der arme und begabte Studenten förderte. Er achtete auf Ordnung und Verhaltensregeln, aber viel wichtiger war es ihm, eine gute Stimmung und eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, etwa bei einem Fastenseminar oder dem Jugendfestival. Denn er wusste, dass alles von der Bereitung eines guten Bodens abhing.

Während er predigte, wusste er, dass er seinen Zuhörern „zuhören“ musste. Er hatte seine eigene Meinung, aber er verstand es immer, anderen zuzuhören und ihre Meinungen und Ideen zu übernehmen. Wenn er eine Idee hatte, teilte er sie mit anderen, weil er wusste, dass jede Medaille auch eine andere Seite hat. Manchmal sprach er so, dass die Zuhörer zwischen den Zeilen lesen mussten, was ihnen Raum für eigene Gedanken gab.

Er führte die Gesprächspartner oder Zuhörer nie zu einer endgültigen Lösung, sondern ermutigte sie im Glauben, damit sie die Möglichkeit hatten, ihren eigenen Weg weiterzugehen.Er warf kleine Bomben – wie er sie nannte –, um die Fantasie eines Menschen zu wecken. Er akzeptierte jeden als Mitarbeiter, doch wenn jemand aufgab, machte er allein weiter. Er gab lieber jemandem eine Chance – auch auf die Gefahr hin, betrogen zu werden –, als dass der andere dachte, nie eine Chance bekommen zu haben. Er zog diejenigen, die arbeiteten und sich bemühten – auch wenn sie fielen und Fehler machten – jenen vor, die nicht arbeiteten und aus Angst vor Stürzen und Fehlern sitzen blieben. Er litt lieber innerlich, als dass andere seinetwegen litten.

P. Slavko machte alles aus dem Gebet heraus

Er arbeitete viel und ständig an sich und wuchs, aber immer in der Privatsphäre seines Zimmers. Er betete und fastete, sprach aber nie darüber, da er wusste, dass es kein Selbstzweck war, sondern eine Übung in seiner eigenen Vorbereitung auf die Begegnung mit Gott und den Menschen. Jeder, der ihn in zivil sah oder sein Zimmer betrat, wusste, dass er als armer Mann lebte, aber nicht die Armut, sondern die Freiheit war sein Ziel. Obwohl er sich bescheiden kleidete, achtete er dabei auf Sauberkeit. Er war nicht an eine Sache gebunden. Er sprach nie über sich selbst. Er war vorsichtig, wenn er über andere sprach. Er trug viele Kreuze, aber er legte nie eines davon auf die Schultern eines anderen. Er war wie Brot, das für andere gebrochen wird. Wie er so geworden war, wusste er selbst nicht und erklärte es auch niemandem.

Nie begann er einen Tag unvorbereitet. Alles, was er plante und tat, musste durch Gebet geschehen. Das Gebet war wie ein Filter für ihn, der sein Inneres – Geist und Herz – reinigte und ihn auf einen neuen Tag, mit allem, was dieser mit sich brachte, vorbereitete. Er wusste, wie man Erfahrungen trägt, aber auch loslässt, gleichgültig ob sie sehr angenehm und schön oder schwierig gewesen waren. Es war, als hätte er drei Leben gelebt, und doch lebte er nur vierundfünfzig Jahre. Er hatte ein Leben ohne Pause. Ein Leben, das bis ins Mark intensiv war. Immer hellwach und aufmerksam für alles, was ihm begegnete und was er tat. Er lebte im Heute – jetzt und hier. Einer von uns – und so anders als wir alle. Auch im Tod.